Sonntag, 12. August 2012

Abschied

Auszug aus dem Fördererbrief, Juli/August 2012:

"... Wenn ich daran denke, dass ich im September 2011 nach Thailand aufgebrochen bin muss ich schon sagen, dass die Zeit schnell vergangen ist. Beinahe ein Jahr in einem erst fremden und nun so vertrauten Land. Zeit genug um sich etwas aufzubauen, sich auf bedeutungsvolle Beziehungen einzulassen, ein neues Zuhause zu finden.
Die letzte Woche war gefüllt mit letzten Malen: Meine letzte Unterrichtsstunde, mein letzter Arbeitstag, mein letzter Tag in Asoke, meine letzte Nacht in meiner Hütte. Und ich fühle mich wieder, als würde ich die Sicherheit des gewohnten Umfelds verlassen und in das ungewisse und irgendwie neue Deutschland aufbrechen.
Zuletzt gab es für uns Freiwillige noch eine wundervolle Abschiedsfeier, bei der die Schüler und Bewohner sich auf netteste Weise bei uns bedankten, traditionelle Tänze und Musik vorführten und auch wir die Chance hatten, ein paar letzte Worte an die Gemeinschaft zu richten. Die Realisation, dass ich viele wenn nicht die Meisten von ihnen nicht wiedersehen werde ist hart, war man doch für 11 Monate ein Teil der Gemeinschaft, der Familie.


In den letzten Tagen habe ich versucht, mit Sisa Asoke geistig abzuschließen wie auch mir bewusst zu werden, was ich gelernt habe und für mich mitnehmen will. Beides ist mir nicht gelungen. Wenn ich an die Zeit zurückdenke ist alles eine riesige Aneinanderreihung von Eindrücken und Erfahrungen und ich weiß, dass ich noch nicht wirklich realisiert habe, inwiefern diese letztendlich Einfluss auf mein weiteres Leben, mein Leben in Deutschland, haben werden.
Ich habe mir während meiner Erlebnisse in Thailand immer wieder gedacht: "Merk dir das Christopher." "Lass dir das eine Lektion sein." "Das ist eine Weisheit, nach der du leben kannst." Mehr Gelassenheit, Dinge nicht so ernst nehmen, weniger an Materiellem hängen, mehr "im Moment leben", mehr Risiken eingehen und spontaner sein - alles Vorsätze, die leicht gesagt sind, erst jetzt aber wirklich auf die Probe gestellt werden. Natürlich war mir von Anfang an bewusst, dass ich nicht alles mitnehmen kann. Man ändert in 11 Monaten ja nicht sein ganzes Leben, auch dies ist ja nur ein Schritt von vielen...doch die Hoffung, dass ich wirklich etwas von Bedeutung gelernt habe, das mein Leben nachhaltig verändert, bleibt. Und ich bin der Meinung, dass ich an mir selbst, so subjektiv meine Selbstwahrnehmung auch sein mag, einige teils wesentliche Veränderungen wahrnehmen kann: ein offenerer und ungehemmterer Umgang mit Fremden, mehr Gelassenheit und Stressresistenz, ein kompetenterer Umgang in neuartigen (Problem-)Situationen, vielleicht auch ein größeres Selbstbewusstsein.  Auch merke ich, dass ich gelassener in die Zukunft sehen kann, dass ich mich fühle, als würden mir im Bezug auf Studium und Beruf alle Türen offen stehen - alles ist möglich, nichts ist nötig - ich es aber auch nicht so eilig haben muss. Das war vor einem Jahr noch ganz anders.
Es ist wohl fast unmöglich, unverändert aus einem Auslandsjahr zu herauszukommen. 


Während meines Freiwilligendienstes fiel mir vieles nicht leicht, allem voran der Unterricht, doch letztendlich habe ich mich an fast alles gewöhnen können und eine Alltäglichkeit entwickelt, die ich nicht erwartet hätte. Ich habe trotz Kommunikationsschwierigkeiten und kultureller Unterschiede Freundschaften geschlossen. Ich habe Einblicke in eine Kultur bekommen, die auf den ersten Blick sehr anders, auf menschlicher Ebene aber doch fast genau so ist, wie wir sie kennen und leben. Ich habe mehr Gefühl dafür bekommen, was "interkultureller Austausch" bedeuten kann, und dass das kein Abstraktum ist, das nur in Politik und schlaue Bücher gehört, sondern etwas sehr einfaches und doch so spannendes und wertvolles sein kann.

Ich habe mal etwas ganz anderes gemacht. Ich werde nun zurückkehren, deutsch weiterleben und hoffentlich studieren. Doch die letzten elf Monate waren etwas, was ich noch nie zuvor gemacht habe und wohl in nächster Zeit nicht wiederholen werde. Sie gaben mir neue Denkanstöße und Ideen, einen neuen Blickwinkel auf Fremdes und Gewohntes. Und dafür bin ich sehr dankbar.
Ich bin sehr glücklich, diesen Dienst gemacht zu haben. Ich kann mir keine Möglichkeit vorstellen, wie ich die Zeit hätte besser verbringen können...."





Möchte mich bedanken bei der Sisa Asoke Community und bei den Menschen, die diese erst zu dem machen, was sie ist, so wie bei allen, Freunden, Familie, Förderern und Freiwilligen, die mich während des Jahres begleitet und unterstützt haben. 

Was für ein Jahr...






Sonntag, 5. August 2012

In the End

Wow...der letzte Abend in Sisa Asoke.

Nach einer letzten Woche des Abschieds und der Besinnung, dass alles nun alles vorbei ist werde ich morgen, um 11 Monate an Erfahrungen und Erinnerungen, viele neue Freundschaften, viele Eindrücken, die es nun noch zu verarbeiten gilt, und einem Arm voller Glücksbringer in Richtung Bangkok aufbrechen. Gestern war die Abschiedsfeier, am Dienstag geht der Flug nach Deutschland. Um es wie die Thais zu sagen: 'Uii!'


Mir bleibt nun gerade noch genug Zeit um runterzukommen und zu versuchen, abzuschließen. Das werde ich jetzt tun. Ihr bekommt ein Video, in dem Julian auf Thai mit Kindern auf Fahrrädern redet. Nicht mehr, nicht weniger.



Freitag, 3. August 2012

English Camp



Vor etwa zwei Wochen war das Englishcamp und inzwischen habe ich auch endlich die Fotos davon bekommen (ja, ja..."sabai sabai", immer mit der Ruhe). Das "English Weekend" war ein voller erfolg. Wir hatten eine menge Spaß und die Schüler allem Anschein nach auch.

Für alle Interessierten gibt es gaanz unten den Stundenplan:
Für alle weniger Interessierten kommen jetzt, ganz Unanspruchsvoll und unter minimalem Leseaufwand Bilder und Eindrücke... nur leider nichts zum Ausmalen. :)


Nach kurzem Teachers-Meeting...
Policeman, Policeman! - Der Warm-Up an beiden Tagen.


Julian macht sich zum Affen...
...nur ich komme gewohnt souverän rüber ("Then you have to RUN in SLOOOOOOW MOOOOTIOOON!")


Die Schüler treten in vier Teams gegeneinander an. Hier das demokratisch benannte "Team Star".
Der "Preposition Parcour".

"Crawl UNDER the Table!"
Das "Element Game".

Die "Alphabet Rally".

Die "Senses"


Oder Highlights wie "Angry Chocolate" - Schokowettessen kombiniert mit Zahlenlehre



Gleichstand!
 Zusätzlich zu Aktivitäten und Spielen wurde den Schülern noch etwas europäische Esskultur vermittelt.
Es gab Reibekuchen...

...mit Apfelmuß...

...und Milchreiß mit Zimt und Zucker (und Apfelmuß :) ). René's hohe Kochmotivation gab dem Essen das gewisse etwas.


Wahre Begeisterung über das Essen an Tischen und mit Löffel und Gabel.


Schließlich gab es eine Abschlussveranstalung, in der auch die koreanischen Gastschüler verabschiedet wurden.




Nach Bekanntgabe der Sieger...
...wurde noch englisch geschauspielert...

...englisch gesungen...
...koreanisch getanzt...

...traditionell Thai getanzt...

...und weniger traditionell gebeatboxt.

Für mich war das English Camp eine tolle Erfahrung. Anstrengend aber entlohnend. So viele Schüler auf einmal zu motivieren, unterhalten und beschäftigen war etwas völlig neues für uns alle, doch letztendlich hat es uns eine Wagenladung Spaß und jede Menge Kindergeschrei eingebracht - eine lohnende Ausbeute.



Heute ist der 4. Juli. Das heißt in 4 Tagen bin ich wieder in Deutschland. Natürlich freue ich mich wahnsinnig auf Deutschland, doch Zeiten wie eben jenes Wochenende werden mich Thailand vermissen lassen. Doch das wird wohl der Inhalt meines letzten Posts - voraussichtlich in etwa einer Woche.













 ______ANHANG:__________________________________________________________________
 
Sisa Asoke Samma-Sikkha School
English Weekend
Schedule

Saturday:

06:00 am - 8:30 am
- introduction
- warm-up: Policeman, Policeman
- team-name and -mascot creation
- Game: Preposition Parcour
- Song: "Building Bridges"

BREAKFAST
11:00 am - 02:00 pm
- Game: Element Game
- Secret Box
- Tastes
(- riddle: Handcuff Escape)
- Song revision
03:00 pm - 05:00 pm
- cooking:
German "Reibekuchen"(potato pancakes with applesauce)
"Milchreis" (sweet cinnamon-rice-porridge)
- meanwhile: primary's poem

EUROPEAN DINNER
06:00 pm - 8:30 pm
- Song revision
- movie: "Stardust"
Sunday:

06:00 am - 8:30 am
- Song revision
- Alphabet Rally
(- The Artist)

BREAKFAST
11:00 am - 02:30 pm
- Game: Angry Chocolate
- Treasure Hunt
03:30 pm - 05:00 pm
- Show preparations
- setup
- final practice
- non-english student practice

DINNER
06:00 pm - 8:00 pm
- English show:
- team and mascot presentation
- declaration of winning team
- song
- play: "Searching for Riches"
- primary's poem
- thanks
- Korean's goodbye ceremony

Und hier, nur für all die loyalen Leser, die meine Arbeit wirklich interessiert, noch 3 Bilder von süßen Kleinkindern...nur weil ichs kann. :)





Sonntag, 22. Juli 2012

Asoke - How beautiful thou art!


Der Abschied ist in Sicht. Ich kann wirklich nicht glauben, dass das alles hier bald vorbei ist.
Noch zwei Wochen! Verdammt noch mal, mir kommt es vor als wäre ich erst gestern aus dem Urlaub im Mai zurückgekommen...was die Frequenz meiner Blogeinträge übrigends auch vermuten lassen könnte.

Ich sehe gerade, dass ich tatsächlich zuletzt im Mai von mir hören lassen habe...ebenfalls am 22. Ui...hier also exakt die letzten zwei Monate im Zeitraffer.

Erst stand wieder (dick und mit Edding) Unterricht auf meinem Plan. Mit Beginn des neuen "Term" in der Sisa Asoke-Schule kamen auch neue Schüler von "draußen" in meine 4., 5. und 6. Klassen. Leider hatten diese bis auf eine Ausnahme bisher so gut wie keinen Englischunterricht erfahren - mit der Konsequenz, dass ich mein gesamtes Unterrichts-"Konzept" über den Haufen werfen musste. Letztendlich kam ich nach einigen Startschwierigkiten und "trial and error" wieder eine Routine und nun habe ich am Unterricht mehr Spaß denn je (die sind aber auch wirklich überirdisch süß).

Anfang Juni ging es dann mit der gesamten Schüler- und Lehrerschaft sowie einem großteil der Asoke-Einwohner nach Bangkok. Dort wurde zusammen mit Mitgliedern anderer Asoke-Kommunen zehn Tage lang vor dem Palast des vorherigen Königs friedlich gegen die Regierung der Präsidentin, die gleichzeitig Schwester des im Exil lebenden Ex-Präsidenten Thaksin Shinawatra ist, demonstriert. Hierzu muss man wissen, dass Ex-Präsident Thaksin von den Asoke im besten Fall als korrupt, von weniger netten Zungen als Dämon des bösen Kapitalismus bezeichnet wird.
Obwohl die Asoke zur politischen Fraktion der "Gelbhemden" gezählt werden können, ist diese "Demonstration" nicht mit den oft gewalttätigen Demonstrationen der letzten Jahre vergleichbar, bei denen es bei zusammenstößen zwischen Gelbhemden (hier Synonym für Thaksin-Gegner), Rothemden (Thaksin-Anhänger) und der Polizei zu vielen Toten und Verletzten kam.
Die Demonstration der Asoke hingegen bestand größtenteils aus Reden hochrangiger Mitglieder, einem herrlichen Gratis-Essensausschank für alle, einigiger Werbung in eigener Sache und Predigden des Asoke-Gründers, Samana Pothirak (wer bisher fleißig mitgelesen hat, sollte mit diesem inzwischen gut vertraut sein). 
Neben etwas Mitarbeit, bei der wir subtil versuchten, uns aus der recht undurchsichtigen Politik unseres Gastlandes herauszuhalten, hatten wir bei dieser Gelegenheit wieder ein paar freie Bangkok-Tage.


Zusammenfassend: Mal Arbeit...



...und mal Vergnügen. Oder auch: sich voller Stolz wie ein Kleinkind im Süssigkeitenladen benehmen.


Neben ein Paar Ausflügen in nahegelegene Städte, kleineren Events und Veranstaltungen und dem momentan noch laufenden "English-Camp" (darüber werde ich so bald wie möglich noch schreiben, versprochen) ist seitdem auch nichts noch extra erwähnenswertes passiert. 
Eine Thai-Thai-Hochzeit, bei der wir eingeladen waren.
Dennoch ist die Zeit hier in Asoke sehr schön. Endlich scheint sich der Alltag eingestellt zu haben, den ich allzu oft vermisst habe. So vieles, was zuvor so fremd oder anstrengend zu sein schien ist nun zu alltäglich-normalem geworden. Das macht das Leben hier sehr entspannt und macht trotz Arbeit, Unterricht und Pflichen ein (so cliché dies auch klingen mag) beinahe sorgloses von-Tag-zu-Tag-leben möglich.


Die Zeit ist wirklich schnell wahnsinnig schnell vergangen. Das Ende meines Thailand Jahres ist nun endgültig in Sicht, und obwohl ich mich sehr auf Europa, Deutschland, Göttingen, Familie, Freunde und ergonomisch optimierte Matratzen freue, bliche ich schon jetzt etwas wehmütig auf die letzten zehneinhalb Monate zurück. Die Erfahrungen, die vielen spannenden Orte, die tollen Menschen; ich weiß ich werde das alles sehr vermissen.
Für mich bleibt da (neben dem Abarbeiten der finalen FJA-Bürokratie) nur noch das Genießen der letzten beiden Wochen, das Bewusstwerden des bisher Erlebten und das Mitnehmen von so vielen Eindrücken wie irgend möglich. 




„Ein Abschied schmerzt immer, auch wenn man sich schon lange darauf freut.“
Arthur Schnitzler (1862-1931), östr. Schriftsteller


(Ja, ja, dieses Zitat habe ich gegoogelt, ich gebs zu. Ich und interlektuell...pff...................menno.)





Dienstag, 22. Mai 2012

Long time no see

Soo...
mit der neusten Schreibpause habe ich mich mal wieder selbst übertroffen. Tatsächlich ist mal wieder so viel Zeit vergangen, dass ich leider zu schreibfaul bin, um alles nachzuerzählen. Ich kann nur sagen, dass seit dem 11. März viel passiert ist. Immerhin handelt es sich mehr oder weniger um meinen Jahresurlaub.
Inzwischen habe ich eine Asoke-Feuerbestattung miterlebt, habe in (Ubon-)Ratchatani Asoke mit den Schülern auf dem Feld gearbeitet, habe Anfang April meine Familie in Bangkok getroffen und mit ihnen Bangkok, den Isaan, Ayutthaya und Cha Am/Hua Hin gesehen, habe mich für ein Medizinstudium in Deutschland beworben, habe einen Mitfreiwilligen in Lampang bei Chiang Mai besucht, habe einen Advanced-Open-Water-Diver Tauchschein in Koh Tao gemacht und bin nun, über zwei Monate später, wohlbehalten und erschöpft nach Sisa Asoke zurückgekehrt um wieder die Arbeit aufzunehmen.

Und ich glaube ich maches es mir mal wiede leicht und lasse die Fotos für sich sprechen:

Ngan Sok - die Feuerbestattung

Chumporn
Koh Tao

scuba-gear




Bangkok


Farmarbeit




Das wars dann wohl für heute. Jetzt heißt es mal wieder nach all der Aufregung wieder in den Alltag zurückzufinden. Keine leichte Aufgabe.